TRAVEL-DREAMS

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Große Persien-Rundreise

von 10.05.1996 bis 29.05.1996

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19. Tag: Teheran - das Ashurah-Fest hautnah

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Das Ashurah-Fest ist bei den Shiiten einer der wichtigsten religiösen Termine. Das Fest findet immer im Monat Moharram statt. Nach unserem Kalender wandert das Fest von Jahr zu Jahr auf einen anderen Termin, da im Isalm noch dem Mondkalender gerechnet wird. Zufällig war das in diesem Jahr der Mai, als wir unsere Reise machten.

Schon während der ganzen Reise machte uns Reiner darauf aufmerksam, daß die Vorbereitungen für Ashurah im ganzen Land auf Hochtouren laufen. Zu erkennen war das an den schwarzen tüchern, die bei vielen Moscheen die Eingänge verhängten. Eigentlich sollten gerade zu dieser Zeit erhebich Probleme für "Ungläubige" auftreten, ein Besuch in einer Moschee wäre überhaupt nicht möglich. Wir hatten aber ganz andere Erfahrungen gemacht. Bis auf die Wahlfahrtsmoschee in Shiraz konnten wir ohne Hindernisse alle anderen Moscheen betreten. Doch zum Ashurah-Fest später noch mehr.

Das Grabmal von Ajatollah Khomeini

Zunächst hatten wir aber das Grabmal von Ajatollah Khomeini auf dem Programm. Nach etwa 40 Minuten Fahrzeit auf einer Art Autobahn stiegen wir schon wieder aus dem Bus aus. Schon von Weitem konnte man die goldglänzenden Kuppeln und Minarette des Mausoleums sehen, das außerhalb von Teheran neu gebaut wurde und wird. Es ist tatsächlich so, Khomeini ist am 3. Juni 1989 gestorben und seitdem wird an dem Grabmal gebaut.

Über Gechmack läßt sich ja bekanntlich streiten, aber mir persönlich gefallen die alten Moscheen wesentlich besser als das Mausoleum. Die goldenen Kuppeln und Minarette schauen ein wenig nach Zuckerbäckerstil und Disneyworld aus. Von der Grundkonzeption wäre es eigentlich schon eine schöne Anlage, aber das viele Gold ist dann doch etwas übertrieben. Naja, sei's drum, den Persern muß es gefallen, nicht mir.

Am Eingang mußten wir wie immer die Schuhe ausziehen. Eine Wolke von Fußschweiß kam uns aus dem Gebäude entgegen, so hatte ich das bisher noch bei keiner Moschee erlebt. Ziemlich überrascht war ich dann, als wir den grßen Saal betraten. Eine riesige Halle tat sich vor uns auf, was man dem Bauwerk von Außen nicht ansah. Der Boden ist mit spiegelblankem Maror belegt, der das Licht der Fenster kräftig wiederspiegelt. Rund um diesen Saal gibt es, etwas höher als der normale Boden, eine vielzahl von Nischen. Das sind die Übernachtungsmöglichkeiten für die Pilger, die sich kein Hotel leisten können. Die Pilger kommen aus dem ganzen Land zum Grabmal und da die Fahrstrecken sehr weit und beschwerlich sind, ist das eine ausgezeichnete Möglichkeit zum Schlafen.

In der Mitte des Raumes steht, wie auch bei anderen Grabmälern mit berühmten Persönlichkeiten, ein großer Gitterkäfig und darin der Sarkopharg Khomeinis. Darüber hängt ein riesiger Kronleuchter und rund herum sitzen und stehen die Gläubigen und beten.

Abgesehen von der nicht besonders schönen Stahlkonstruktion des Daches, ist das Ganze schon beeindruckend. Am allermeisten gefiel mir aber die ungezwungene Art der Menschen die hierher zur Walfahrt kommen. Die Kinder laufen umher und spielen, eine Gruppe beobachtete ich bei einer Art Pfennigfuchsen. Völlig undenkbar in einer unserer christlichen Kirchen, was würden sich die Leute da aufregen. Andere sitzen still irgendwo auf dem Boden und lesen im Koran, wieder andere stehen am Rand und unterhalten sich. Eine angenehme und lockere Athmosphäre.

Neben der Grabanlage befindet sich ein riesiger Friedhof. Da es für viele Shiiten sehr erstrebenswert ist, in der Nähe einer für ihr Verständnis herausragender Persönlichkeit begraben zu sein, ist der Andrang auf Gräber enorm. So ist im Laufe der Jahre ein Komplex entstanden, der täglich zehntausende von Menschen anzieht, die das Mauoleum und die Toten Verwandten besuchen wollen.

Beim Verlassen des Grabmals konnten wir an Hand einer weiteren Kuppel die Bauweise der Moscheen erkennen. Zunächst wird ähnlich wie beim Schiffbau mit Spanten die Kuppel geformt, die dann mit Holz verschalt wird. Auf diese innere Kuppel wird dann in einer zweiten Lage die eigentliche Kuppel aufgesetzt. Das Baugerüst sieht abenteuerlich aus, es besteht aus Holzstämmen, die mit Seilen untereinander verbunden werden, aber es hält scheinbar recht gut.

Auf unserem Weg nach Rey fuhren wir an einigen Ziegeleien vorbei. Die wurden vor einiger Zeit allesamt stillgelegt, weil sie wegen ihres Alters nicht mehr auf dem neuesten Stand der Technik waren und die Umwelt massiv belasteten. Obwohl der Iran beinahe noch ein Entwicklungsland ist, wird an verschiedenen Stellen doch auf die Umwelt geachtet.

In Rey angekommen, konnten wir vor lauter Menschen erst einmal nicht aus dem Bus aussteigen. Jetzt waren wir mittendrin. Das Ashurah-Fest hatte seinen Höhepunkt erreicht. Überall waren Menschen unterwegs um an den Feiern teilzunehmen. Man merkte unserem Reiseleiter an, daß ihm nicht wohl in seiner Haut war. Er hatte echte Bedenken um seine Reisegruppe. Das war nicht verwunderlich, denn während der Golfkriege war die Bevölkerung an diesen Tagen geradezu fanatisch.

Das Ashurah-Fest

Leider konnte ich bis heute nicht besonders viel über das Ashurah-Fest in Erfahrung bringen. Auch im Internet fand ich bisher nur sehr wenige Informationen. Der Anlaß des Festes scheint klar zu sein, doch über den Ablauf konnte ich so gut wie nichts erfahren. Ich hoffe, daß meine nachfolgende Beschreibung richtig ist. Sicher bin ich mir aber nicht.

Der Ursprung des Festes ist eigentlich nicht besonders erfreulich. Es sind eigentlich Trauertage wegen eines Mordes.
Notizen zum Ashurah
www.ashura.com
www.islam.de

In der südirakischen Stadt Kerbala gedenken dieser Tage Zehntausende schiitischer Pilger des Imams Hussein, der im Jahre 680 in der Schlacht bei Kerbala getötet wurde.

Die Feiern zum Tod des Imams Hussein, eines Enkels des Propheten Mohammed, sind ein wichtiges Datum für die schiitische Bevölkerungsmehrheit im Irak. Der eigentliche Todestag war vor 40 Tagen zu Ashurah, dem 10. Tag im islamischen Monat Muharram.

Der Ashurah-Tag markiert das Ende der 40-tägigen Trauerperiode.

die Menschen schwenken die grüne Fahne des Propheten und weisse Banner, auf denen das leidende Gesicht des Imams aufgemalt ist. Sie rufen «Allahu akbar»

Die Pilger kasteien sich, indem sie den rechten Arm vor die Brust schlagen.

Fasten- und Rettungstag des Propheten Mose. Nach islamischer Zeitrechnung ist Asure der 10. Tag des ersten Monats Muharrem. In diesem Monat wurde Noah mit der Arche vor der Sintflut bewahrt. Quelle: Arbeitsgemeinschaft Christliche Kirche

Im schiitischen Islam steht dieser Tag im Gedenken an den Märtyrertod des Prophetenenkels Husain in der Schlacht von Kerbela 680. Husain gilt bei den Schiiten als dritter rechtmäßiger Nachfolger Muhammads in der Führung der Gemeinde. Besonders im Iran werden Trauerspiele veranstaltet, an den schiitischen Heiligtümern finden Prozessionen statt, bei denen sich die Teilnehmer unter Klagerufen an die Brust schlagen

1) Schiitischer bzw. alevitischer Gedenktag an die Ermordung von Hussein, den Sohn des Kalifen Ali und seiner 72 Gefährten durch Soldaten des Omaijaden-Führer Yezid bei der Schlacht am 18.10. 680 in Kerbela (heute Irak). Nach 12 Tage Fasten wird Aschure gekocht und an Nachbarn und in der Umgebung verteilt. Aschure ist eine Süßspeise aus 12 verschiedenen Zutaten, die variieren können und die die 12 Imame symbolisieren sollen.
2) Nach dem Glauben der Sunniten war der Prophet Noah mit der Arche unterwegs. Eines Tages gab es kein Essen mehr, und auf dem Boot wurden alle restlichen Körner zusammengesammelt. Als gerade das letzte Mahl gegessen war, kam eine Taube mit einem Zweig im Schnabel und alle wußten, daß es Land in der Nähe gab und sie gerettet waren. Zur Erinnerung daran wird an diesem Tag eine Süßigkeit mit vielen Körnern gekocht und gemeinsam gegessen.