TRAVEL-DREAMS

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Große Persien-Rundreise

von 10.05.1996 bis 29.05.1996

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14. Tag: Mashad - Wahlfahrtsort der Shiiten

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Trotz der Übelkeit und des Durchfalls hatte ich gut geschlafen. Ich hatte nicht mal mitbekommen, als die Männer ziemlich spät zum Bus zurückgekommen waren. Jedenfalls hat mir der lange und tiefe Schlaf außerordentlich gut getan, mir ging es wieder sehr gut. Eine Dusche war aber zum aufwachen dringend nötig. Kein Problem, denn die Sportanlage war von Deutschen vor vielen Jahren gestiftet und auch gebaut worden. Entsprechend europäisch waren die sanitären Einrichtungen. Auf dem Weg zur Dusche warf ich einen Blick in die große Mehrzweckhalle. Die Geräte waren zwar nicht die neuesten, aber in Ordnung. Auf dem Boden der Halle verteilt lagen Ringermatten und ein paar Buben übten fleißig. Iran ist ja bekannt für seine guten Ringer, jetzt wußte ich wo die herkamen. Das Frühstück schmeckte auch und so gestärkt, machten wir unseren Schlafanhänger wieder fahrfertig. Einige der Honoratioren der Stadt waren schon als Verabschiedungskomite aufgetaucht und nach kurzem Gesprächen über den vergangenen Abend verabschiedeten wir uns. Da der Hof, in dem der Bus die Nacht über stand sehr eng war, mußte Gerhard die zweite Ausfahrt benutzen. Die war aber zu niedrig, Stromleitungen behinderten den Weg. Ein paar einheimische Helfer stiegen auf die Mauer und hoben mit Stangen die Leitungen an. Mit Hilfe eines Polizisten, der Gerhard einwies kam der Bus ohne Beschädigungen durch das Tor.

Zunächst ging es wieder mit Polizeieskorte zum Stadtrand, wo Rainer am obligatorischen Militärposten mit Taris Hilfe die Formalitäten erledigte. Es ging vorbei am 2625 m hohen Kuh-e Gam in Richtung Norden. Während des Weges durch ein ausgestrecktes Tal, das wiedereinmal sehr trocken war, konnten wir das malerische Farbenspiel der Gebirgsketten sehen. Durch Einlagerungen von verschiedenen Metallen wird der Fels in unterschiedlichste Farben eingefärbt. Erkennbar sind die unterschiedlichen Schichten der Ablagerungen, die im sich ändernden Tageslicht immer wieder anders aussahen. Des öfteren trafen wir in dieser einsamen Gegend bei unseren Pinkelpausen auf Einheimische.

Ankunft in Mashad

Bei Toroq, kurz vor Mashad, trafen wir auf die alte Heeres- und Handelsstraße, die von Kabul und Herat in Afghanistan nach Mashad und weiter zu Kaspischen Meer führt. Kurz vor Mashad sahen wir einen ziemlich zerbeulten Reisebus neben der Straße liegen. Es standen noch Leute herum, also mußte der Unfall erst vor kurzer Zeit passiert sein. Das war aber auch der einzige Unfall, den wir in den drei Wochen gesehen haben. Obwohl die Iraner einen meiner Meinung nach furchtbaren Fahrstil haben, passieren scheinbar wenige schwere Unfälle, da das Tempo nicht sehr hoch ist. In Mashad angekommen, fuhren wir erst einmal in Hotel Mashad Inn zum Mittagessen.

In der Imamzadeh des 8. Imam Ali Reza

Frisch gestärkt wollten wir natürlich die 'Runde Stadt', den heiligen Bezirk der Imamzadeh des 8. Imam Ali Reza besuchen. Dort angekommen, sahen wir schon eine große Menge Einheimischer, die ebenfalls den Pilgerort besuchen wollten. Wir gingen zum Eingang und warteten. Rainer und Tari verschwanden im Wärterhäuschen. Und wir warteten und warteten und warteten. Dann hieß es wir könnten nicht hinein, weil wir Ungläubige seien und im übrigen ist Moharram, der Monat der Trauer, und da könnten Ausländer nicht einmal in die Nähe in den heiligen Bezirk. Aber dann, nach etwa eine Stunde langwieriger Verhandlungen hatte es Tari doch geschafft, daß wir nach Leibesvisitation zumindest das Moqaddas Museum besuchen konnten, das am Rand des heiligen Bezirkes liegt. Der Leiter des Museums persönlich übernahm die Führung. In den Räumen gibt es kunsthandwerkliche Dinge zu sehen, die über die Jahrhunderte hinweg als Weihegaben geschenkt wurden. Bei der Gelegenheit erfuhren wir auch den Grund für die enormen Sicherheitseinrichtungen und Kontrollen im heiligen Bezirk, die nicht nur wir, sondern auch die Einheimischen Besucher durchlaufen mußten. Vor einigen Jahren gab es einen Terroranschlag innerhalb des Geländes, bei dem viele Meschen gestorben sind.

Warum ist Mashad ein Wallfahrtsort?

Der 8. Imam Ali Reza wurde von Kalif Mamun, ein Sohn von Harun al-Rashid (bekannt aus den Geschichten von Tausend und einer Nacht), aus politischen Gründen als sein Nachfolger eingesetzt. Bei einem Besuch des 8. Imam der Shiiten in Sanabad, heute ein Vorort von Mashad starb der Imam im Jahre 817 n. Chr. plözlich, nachdem er Früchte gegessen hatte. Kalif Mamun ließ ihn neben seinem Vater begraben. Der plötzliche Tod des Imam schürte die Gerüchte, er sei vergiftet worden. Als Führer der Shiiten wurde er von diesem Zeitpunkt besonders verehrt und die Stätte als "Ort des Martyriums" bezeichnet, wie der Name Mashad übersetzt lautet.

Das Mausoleum des Nadir Shah

Unsere Tour führte uns nun zum Mausoleum des Nadir Shah, das in Mitten einer Parkanlage liegt. Nadir Shah war ein turkmenischer Nomade, der im Jahr 1730 die 8 Jahre zuvor begonnene Schreckensherrschaft der Afghanen beendete. Kurze Zeit später vertrieb er auch die übrigen fremden Truppen aus dem Land, die nach dem Untergang des Safawiden-Reiches in den Iran eingefallen waren. 1736 ließ er sich zum Shah krönen. Unter seiner Herrschaft dehnte sich das Land vom Euphrat bis zum Indus aus. Sein bekanntester Feldzug war im Jahr 1739, als er in Indien des Pfauenthron und den Koh-i Nor Diamanten erbeutete. Im Jahr 1747 wurde er ermordet, als sein Regierungsstil immer grausamer wurde. Das Mausoleum stammt aus den 60er Jahern unseres Jahrhunderts.

Am Abend waren wir zu viert in einem der wenigen Restaurants in Persien. Eine Gruppe Männer am Nachbartisch kamen zu uns, luden uns ein und es entwickelte sich rasch ein längeres, interessantes Gespräch. Zurück beim Bus schliefen wir schnell ein.