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Große Persien-Rundreise

von 10.05.1996 bis 29.05.1996

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7. Tag: Persepolis - was Alexander der Große übrig ließ
und Naqch-e Rustam - Gräber in den Felsen

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Der Tag würde ziemlich warm werden, das merkten wir schon als wir früh morgens aufwachten und uns der warme Wind um die Nase wehte. Anders als in Isfahán, das durch den Fluß und die Grünanlagen recht angenehm war, gab es hier keine solchen Einrichtungen und wer in den Ruinenfeldern von Persepolis herumspaziert ist der Sonne schutzlos ausgeliefert. Aber wir wollten ja was erleben.

Endlich in den Ruinen

Der König kämpft gegen einen Dämon in Persepolis
König gegen Dämon

Nach dem Frühstück stiegen wir die großen Freitreppen hinauf auf das 450 x 250 m große, künstlich angelegte Plateau, wo die Palastanlagen stehen. Durch das 17 m hohe Tor des Xerxes ging es dann hinein in die eigentliche Anlage. Aus meiner Schulzeit konnte ich mich noch gut an die Bilder von Persepolis in den Lateinbüchern erinnern, aber was von Persepolis übrig ist, ist wirklich wenig. Alexander der Große hatte damals ganze Arbeit geleistet, als er die Palastanlagen als Rache für die Niederlage der Griechen niederbrennen lies.

Anhand von herumliegenden Bruchstücken und restaurierten Gebäudeteilen erklärte und Rainer welche Funktion die einzelnen Teile hatten und wie die frühen Perser Ihre Paläste gebaut hatten. So lernten wir, daß die Form der Säulen von den hölzernen Tragestützen der Hauszelte abgeleitet wurde. Das achämenidische Säulenkapitell hat sich unabhängig von anderen Kulturen entwickelt. Es zeigt doppelköpfige Löwen, Stiere, manchmal Tiermenschen, deren Bedeutung nicht geklärt ist. Riesige geflügelte Stiere schmücken die Eingänge einer der Hallen. Alleine die Hundert-Säulen-Halle ist 75 m lang, 56 m breit und 10 m hoch und diente dem Hofstaat für Empfänge, als Thronsaal und für Festlichkeiten. Leider ist von den 100 Säulen nur mehr eine einzige erhalten. Immerhin kann man sie aber noch zählen, da die Fundamente sichtbar sind. Der Weg führt weiter zur Apadana, der Empfangshalle. Diese ist über eine große Treppenanlage mit unzähligen Reliefs in den Wänden erreichbar. Dargestellt werden unter anderem die 10.000 Unsteblichen, die die Leibgarde der Herrscher waren. Großen Raum nehmen die Bilder der Abgesandten der 28 Völker ein, die zum persischen Reich gehörten. Jede Volksgruppe ist mit den jeweils typischen Gesichtszügen, Kleidern und Waffen dargestellt. Man erkennt Assyrer mit langem Faltengewand, Syrer, die über dem Leibrock eine Stola gehängt haben, oder ein paar Inder, mit Überwurfmänteln aus feinem Stoff. Sogar die Schuhmode der einzelnen Völker ist unterscheidbar. Jedes Volk bringt dem König Geschenke die ebenfalls landestypisch sind. Im Bild sieht man die Abordnung der Lyder. Sie tragen wadenlange, plissierte Untergewänder, über das ein Schalumhang gelegt ist. Die vorderen ver tragen einen konisch zulaufenden Hut, unter dem eine Haarlocke hervorschaut. In den Händen halten Sie Edelmetallkrüge, Schalen und goldene Armreifen. Die hinteren beiden Lyder ohne Hut führen einen Wagen mit zwei Pferden. Wie alle Abordnungen der Völker werden auch die Lyder von einem persischen Würdenträger begleitet, der den jeweiligen Anführer an der Hand zum König geleitet. In einer Ecke des Treppenaufgang findet sich die Inschrift:
Darius - und was er von sich behauptete
"Ich bin Darius, der Groß-König, der König der Könige, der König der Länder, der Sohn des Vischtaspa, ein Achämenide. Es spricht König Darius: Dies ist das Königreich, das ich besitze. Es reicht von den Saken, die jenseits von Sogd wohnen, bis nach Äthiopien, von Indien bis nach Sardes, welches Ahura Masda, der der Größte unter den Göttern ist, mir verliehen hat. Möge Ahura Masda mich beschützen und mein königliches Haus."

Über die Apadana gelangt man zu einem weiteren Plateau, auf dem der Privatpalast des Dareios, der sogenannte Spiegelsaal steht. Dies ist eines der am besten erhaltenen Gebäude in Persepolis. Hier kann man sich noch am besten vorstellen welche Pracht die Paläste entfalteten. Das Mauerwerk war ursprünglich poliert und bestand aus weißen und schwarzen Steinquadern. Man geht davon aus, daß die Reliefs mit Gold und Edelsteinen besetzt waren, da man Spuren davon fand. Leider kann man das nur noch erahnen, da durch die Jahrhunderte das Gestein verwitterte und jetzt fast nur noch einheitlich grau aussieht. Es besteht weiterhin die Gefahr, daß die Reliefs durch Steinfraß zerstört werden, wenn nicht schon bald die Erhaltungsmaßnahmen in vollem Umfang aufgenommen werden können. Mangels finanzieller Mittel und der politischen Situation werden derzeit nur die nötigsten Arbeiten durchgeführt. Ausländische Hilfe gibt es nur in geringem Umfang. Da die persische Kultur aber eine Keimzelle aller Kulturen ist und von hier aus die europäische und auch die pakistanische und indische Kultur maßgeblich beeinflußt wurde, wäre es ein riesiger Verlust, wenn die historischen Stätten verfallen würden. Daß Persepolis im übrigen sehr modern geplant war, beweisen Reste einer Kanalisation, die das gesamte Gelände durchziehen.

Grabkammern im Steilhang

In den steilen Hängen hinter den Palstanlagen gelangt man nach reichlich schweißtreibendem Aufstieg zu den Grabkammern von Artaxerxes II. und Artaxerxes III. Die aus dem Felsen gehauenen Grabkammern bergen keine Überraschung, im Inneren sind weder Reliefs noch Bemalung zu erkennen. Die Außenseite dagegen ist wiederum mit den Abbildungen der Leibgarden, den 10.000 Unsterblichen versehen. Nachdem wir unseren Rundgang in der Gruppe beendet hatten, sind wir nochmal zu zweit zu den Gräbern hinaufgestiegen. Zu Anfang waren wir völlig alleine und wir genossen den Blick auf die Ebene. Zwischen Bäumen kann man noch immer die Zeltstadt sehen, die der letzte Shah errichten lies. Hier wurde mit unermesslichem Prunk die 2.500 Jahrfeier des Iran abgehalten. Die Zelte kann man derzeit aber nicht besichtigen. Wir wollten schon wieder hinunter, als eine Gruppe junger Leute den Berg heraufkam. Eigentlich war es nicht anders zu erwarten, sofort kamen sie zu uns und wollten alles mögliche wissen. Die Jugendlichen konnten gut Englisch und so wurde es ein interessantes Gespräch. Es stellte sich heraus, daß es Studenten aus Shiraz waren, die hier die Geschichte ihrer Vorfahren studierten. Unter den Studenten waren auch einige junge Frauen, die aber getrennt von den Männern die Gräber studierten. Wir unterhielten uns noch einige Zeit, mußten aber dann gehen, da wir uns den Rest von Persepolis anschauen wollten. Wir hatten gerade den ersten Teil der Stufen hinter uns, als die Studenten plötzlich zu klatschen begannen. Wir drehten uns um und da standen sie am Rand der Terasse vor dem Grab und winkten und klatschten uns zu. Einige Zeit später trafen wir nochmal einen der Jugendlichen und wir fragten wieso sie gekltscht hätten. Er sagte, sie hätten sich einfach gefreut, daß sie uns getroffen hätten und daß sich Deutsche für ihre Kultur interessieren. Wieder eine Überraschung, sowas hatten wir noch nie erlebt.

Naqch-e Rostam - die Felsengräber

Etwa vier Kilometer nördlich von Persepolis in Mitten von zerklüfteten Bergen liegt eine Grabstätte der besonderen Art. Keine riesigen Pyramiden wie in Ägypten, sondern in senkrechte Felswände des Hossein Kuh Gebirges gehauene Höhlen. Nicht nur, daß die Gräber aus dem Fels gehauen sind, sie sind auch noch in einer Höhe, die man auf normalem Wege nicht erreichen kann. Dazu benötigt man schon alpine Ausrüstung. In die Felswand wurden vier Gräber geschlagen, von Dareios I. (522-485 v.Chr.), von Xerxes I. (485-465 v.Chr.), von Artaxerxes I. (464-425 v.Chr.) und von Dareios II. (425-405 v.Chr.). Des weiteren können Felsreliefs der Sassaniden aus dem 3. und 4. Jahrhundert nach Christus besichtigt werden. Auch elamische Reliefs, die aus der Zeit um ca. 1.500 v. Chr. stammen sind zu finden. Die Felsgräber sind alle in Form eines Kreuzes in die Wand geschlagen. In dem Teil oberhalb des Eingang ist der König dargestellt, wie er von seinem Volk symbolisch getragen wird. Eine Feuerschale ist erkennbar und der oberste Gott Ahura Masda mit dem Ring des Lebens.

Interessant sind die Felsreliefs der Sassaniden. Eines stellt die Krönung von Ardeschir I. (224 - 241 n. Chr.) dar (Foto). Auf einem Pferd sitzend empfängt er von Ahura Masda den Rind des Lebens, das Zeichen der Königswürde. Auf einem anderen Felsbild ist Shapur I. (241 - 272 n. Chr) zu sehen, vor dem der römische Kaiser Valerian kniet, den er gefangen genommen hatte. Es war die erste Gefangennahme eines römischen Kaisers in der Geschichte. Gegenüber der Felswand steht ein achämenidischer Quaderbau, die Kaaba-e Zardoscht. Lange Zeit war nicht klar, welchem Zweck der Bau diente, man nimmt aber an, daß es sich um einen Feuertempel der Göttin Anahita handelt.

Im Steinbruch

Auf dem Rückweg machten wir an den Steinbrüchen halt, aus denen das Baumaterial für Persepolis gewonnen wurde. Deutlich sind noch heute die Bearbeitungsspuren und die Technik erkennbar, mit der die Quader hergestellt wurden. Nur 3 km nordöstlich von Persepolis besuchten eine weitere archäologische Fundstätte, Napsh-e Radjab, mit einigen Felsreliefs. Interessant war hier eine Darstellung, bei der ein Mann, möglicherweise ein Priester mit der Hand ein Zeichen darstellt, das bei uns als sogenannter 'Drudenfuß' bekannt ist. Dabei wird aus der Faust der kleine und der Zeigefinger nach vorn gestreckt. Das bei uns der Teufelsabwehr dienende Zeichen könnte durchaus aus Persien stammen, wie auch andere Dinge. Sogar in der deutschen Sprache finden sich einige Worte aus dem Persischen, z.B. der Salat, der im Persischen Salad heißt, oder Tochter, das von persischen Doxtar, das Mädchen abstammt. Es gibt viele weitere Beispiele, wie die persische Kultur das Abendland beeinflußt hat. Jetzt wollte auch unser Busfahrer und vielleicht auch der Bus einmal etwas sehen und wie er das gemacht hat, sieht man deutlich auf dem Foto.

Die Hochzeit

Zu zweit machten wir uns noch auf den Weg, die Gegend rund um das Hotel zu erkunden. Ein kurzes Stück entfernt war ein kleines Wäldchen, das von einer Quelle mit Wasser versorgt wurde. Wir gingen darauf zu, als uns eine Kolonne von Autos entgegen kam. Sie hielten bei dem Wäldchen und als die Leute aus den Autos ausstiegen, sahen wir, daß es eine Hochzeitsgesellschaft war. Das Brautpaar verschwand mit einem Fotographen und einem mit Videokamera Bewaffneten im Wald. Wir gingen hinterher. An der Stelle, wo die Quelle an die Oberfläche kommt, war ein kleiner See, an dem sich das Brautpaar für die Fotos aufbaute. Der Bräutigam trug einen schwartzen Anzug, die Braut ein weißes Kleid mit langer Schleppe. Wir durften nicht fotographieren, aber keiner hatte etwas dagegen, daß wir zusahen. Nachdem wir genug gesehen hatten und wieder auf die Straße zurückkamen, war die ganze Hochzeitsgesellschaft schon versammelt. Sofort wurden wir umringt und mit Fragen bombardiert. Leider konnte keiner Englisch und so beschränkte sich die Unterhaltung auf wildes Gestikulieren. Zumindest konnten wir herausfinden, daß die Gesellschaft zu einer Gruppe Nomaden gehörten, daher trugen die Frauen zum Teil auch keine Kopftücher. Und wieder erlebten wir die schon bekannte Reaktion, als die Leute erfuhren, daß wir aus Deutschland kommen. Kaum hatte sich das herumgesprochen, als ein älterer, stattlicher Mann an uns herantrat und uns zu verstehen gab, daß wir zur anschließenden Hochzeitsfeier eingeladen seien. Ich war echt von den Socken über die ungeheure Freundlichkeit und Offenheit der Leute. Leider mußten wir ablehnen, weil der Rest der Gruppe nicht wußte wo wir waren und wir auch nicht herausfinden konnten, wo die Feier stattfinden sollte. Auf jeden Fall wollten alle noch von uns Fotographiert werden, natürlich mit den Autos, die sehr schön geschmückt waren.

Den Rest des Abends verbrachten wir auf der Hotelterrasse. Die Frösche im Garten des Hotel gaben ihr Konzert, das wieder pünktlich um 23:00 zu Ende war und wir freuten und auf den nächsten Tag.