TRAVEL-DREAMS

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Große Persien-Rundreise

von 10.05.1996 bis 29.05.1996

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6. Tag: Pasargade und Persepolis - Geschichtsunterricht live

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Schon wieder früh (7:30) aufstehen. Den Schlafwagen zusammenpacken, fahrfertig machen und schon geht´s los zum nächsten Ziel, Pasargade.

Auf nach Persepolis

Donation Box für Spenden an Bedürftige
Donation Box

Zunächst mußten wir im morgentlichen Verkehr durch Isafahn fahren. Dort fielen mir die sogenannten 'Donation Boxes' auf. Zuerst dachte ich es seien Briefkästen, aber unser persischer Reisebegleiter klärte mich auf. In diese Kästen werden keine Briefe eingeworfen, sondern Geld. Jeder Moslem ist nach dem Koran verpflichtet, einen Teil seines Einkommens für die Armen zu Spenden. Dazu wurden die Donation Boxes aufgestellt. Über deren Inhalt wird eine Art Sozialkasse finanziert, welche die Geldmittel an die Bedürftigen verteilt. Im Prinzip wie der gute alte Klingelbeutel in katholischen Kirchen.

Auf dem Weg nach Pasargad kamen wir an einigen Dörfern und alten Karawansereien vorbei. Auffallend waren die Türme. Die in der Nähe von vielen Siedlungen zu sehen waren. Es handelt sich dabei um sogenannten Taubentürme. In diesen Türmen wurden tatsächlich Tauben gehalten. Nicht weil sie schön anzuschauen wären, sondern zur Produktion von Dünger. Taubenkot enthält viele Nährstoffe, die Pflanzen gut gedeihen lassen und waren die Tauben nützliche Tiere. In der kargen Landschaft waren früher die Bauern froh, diesen Dünger zur Ertragssteigerung zu haben.

Verlassenes Lehmdorf und Karawanserei

Das Ruinen des Dorfes Izadkhast
Das Ruinen des Dorfes Izadkhast

Bei Izadhvast (Yazd-e Khast) machten wir eine längere Pause. Von der Straße marschierten wir einen Hügel hinauf zu einer alten verlassenen Stadt. Die aus Lehm gebauten Gebäude waren durch die Witterungseinflüsse ziemlich ramponiert, aber es war immernoch gut zu erkennen, daß die ehemaligen Bewohner von der Karawanserei an dem kleinen Fluß im Tal gut gelebt hatte. Ganz verlassen war die Stadt nicht. Einige der Häuser waren in guten Zustand und an der Wäsche, die zum Trocknen an den Leinen hing, konnte man erkennen, daß es doch noch Bewohner gab.

Eine alte verlassene Karawanserei
alte Karawanserei
bei Izadkhast

Da die Gruppe nicht mit uns in das Dorf gegangen, sondern schon Richtung Karawanserei unterwegs war, beeilten wir uns hinunter zu kommen und ihnen zu folgen. Die Karawanserei lag Dank eines kleinen Flüsschens in einer sehr grünen Umgebung. Durch den Einsatz von Lastwägen waren die Karawansereien überflüssig geworden und wurden nicht mehr gepflegt. So war es auch hier. Wie im Dorf auf dem Hügel konnte man aber den vergangenem Reichtum noch erahnen, den es hier einmal gab. Am Flüsschen entlang, unter schattenspendenden Bäumen schlenderten wir zurück zum Bus und fuhren weiter.

Pasargad - die erste Reichshauptstadt

Dann erreichten wir Pasargad, beziehungsweise das, was davon übrig geblieben ist. Pasargade war Hauptstadt der ersten beiden achämenidischen Herrscher Kyros II. (550-529 v.Chr) und Kambyses (529-522 v. Chr.). Die Hauptstadt wurde an der Stelle gegründet, an der Kyros der Große den Mederkönig Astyages besiegte. Nachdem Dareios die Hauptstadt nach Persepolis verlegte, verlor der Ort schnell an Bedeutung und verfiel.

Rotel-Bus bei den Ruinen von Pasargade
Pasargade

Eigentlich war da nichts mehr, bis auf das Grabmal von Kyros II. dem Großen. Es sieht aus wie eine Stufenpyramide mit Grabkammer oben drauf, die ein Satteldach hat. Irgendwie paßt das nicht zusammen, einerseits die eher ägyptische Pyramide, andererseits die mehr an ein europäisches Haus erinnernde Grabkammer. Im inneren gab es nichts zu sehen, da das Grab bereits kurz vor der Ankunft Alexander des Großen ausgeraubt wurde.

Einen kurzen Fußmarsch entfernt fanden wir die Reste der Palastanlage von Kyros. Vom Audienzsaal war noch am meisten übrig. Einige Säulen aus weißem und schwarzem Marmor und ein paar Fundamente waren zu sehen. Aber auch aus die Reste sind noch beeindruckend, der Audienzpalast hatte eine Grundfläche von 32 x 22 m und die Säulen eine Höhe von 14 m. Das beachtenswerteste Stück in diesem Ruinenfeld ist ein gute erhaltenes Relief, das den Herrscher zeigt.

Ungeklärtes Bauwerk, vielleicht eine Festung?
Eine Festung?

Etwas weiter nördlich ist auf einem Hügel eine 83 m lange Terassenmauer aus mit Blei geklammerten Steinquadern zu besichtigen. Welchen Zweck dieses Bauwerk hatte, ist bis heute nicht geklärt. Jedenfalls hat man von dort aus einen schönen Blick über die Ebene mit den historischen Städten. Und weiter ging es nach Süden.

Persepolis - was Alexander der große übrig gelassen hatte

Wir kamen an unserem Tagesziel Persepolis an. Der Bus hielt im Garten des Hotels Tacht-e Djamschied, das nicht mehr offiziell geöffnet war. Wir konnten aber die sanitären Anlagen benutzen. Das Hotel wurde lange vor der Revolution für die Archäologen gebaut, die in Persepolis die Ausgrabungen durchführten. Da viele europäische Wissenschaftler an den Arbeiten beteiligt waren, wurde das Gebäude entsprechend geplant und gebaut. Es war sehr komfortabel, da es aber seit der Machtergreifung der Mullahs nicht mehr benutzt wurde, verfällt es zunehmend. Eigentlich ist die Lage des Hotels optimal, etwa 200 m vor den Toren der antiken Stadt wäre es bei entsprechender Renoviernug eine Goldgrube.

Stierköpfe und Säulen in Persepolis
Stierköpfe und Säulen

Persepolis wurde etwa 50 Jahre vor der Akropolis in Athen erbaut und war von 521 bis 331 v. Chr. die Hauptstadt des achämenidischen Reiches. Begonnen wurde der Bau unter Dareios I. und fortgeführt von Xerxes I., Artaxerxes I., Xerxes II., Dareios II., Artaxerxes II., Artaxerxes III. und Dareios III. Obwohl fast zur gleichen Zeit wie die Akropolis erbaut, gibt es keine Gemeinsamkeiten. Die Stadt hatte großen Einfluß auf die westliche Kultur, Tausende von Büchern wurden ins griechische übersetzt, bevor die Stadt zerstört wurde. Im Unterschied zur griechischen Kunst gab es keine Plastiken. Im Jahre 331 v. Chr. wurde die Stadt von Alexander dem Großen zerstört. Bei Ausgrabungen wurde eine sehr dicke Ascheschicht gefunden, was beweist, daß der Palast vorsätzlich angezündet wurde. Brennmaterial in riesigen Mengen mußte verwandt worden sein, um die Gebäude aus Granit und feuerfesten Ziegeln zu vernichten. Bei Abtransport der Schätze aus Persepolis durch Alexander sollen 3.000 Kamele und unzählige Maultiere benutzt worden sein.

Der König mit seinen Dienern in Persepolis
König und Diener

Von der Stadt selbst, die in der Ebene vor dem Palast war, ist nichts mehr zu sehen. Von der Palastanlage, die direkt vor einem steilen Bergmassiv gebaut war, hat man einen schönen Blick über diese weite und fruchtbare Ebene. Persepolis war nie eine Hauptstadt im Sinn eines Regierungssitzes, sondern Zeremonienhauptstadt. Hier entfaltete sich der ganze Glanz des Achemenidischen Reiches. Persepolis wurde von bezahlten Handwerkern erbaut, es gab keine Sklavenarbeit.

Die Frösche am Pool

Wir genossen noch den Sonnenuntergang bei den Ruinen der antiken Stadt Persepolis, die wir am nächsten Tag besichtigen wollten, schauten ein paar Jugendlichen zu, die auf dem historischen Vorplatz der Palastanlagen Fußball spielten und gingen zurück zum Hotel. Vor der Terasse des Hotel, auf der wir zu Abend gegessen hatten, lag ein recht großer Swimmingpool. Leider war der nur minimal mit Wasser gefüllt und so tummelten sich Massen von Fröschen darin. Kaum war die Sonne ganz untergegangen, fingen die auch schon an in allen Tonlagen zu quacken. Man konnte kaum noch gehen, ohne nicht auf einen der Frösche zu steigen. Solche Mengen hatte ich noch nie auf einem Haufen gesehen. Die meisten Mitreisenden gingen recht füh in ihre Kojen, unser Fahrer und noch ein paar andere blieben auf der Terasse sitzen. Schlafen konnte sicher keiner, das gequacke war einfach zu laut. Um cirka 23:00 Uhr, plötzlich, wie auf Kommando beendeten die Frösche ihr Konzert und es kehrte Ruhe ein. Es war eine angenehm warme Sommernacht und gegen Mitternacht gingen wir dann auch in die Kojen.
Der Rest der Nacht verlief ohne störende Geräusche.