TRAVEL-DREAMS

... und sonst noch: Listinus Toplisten

Große Persien-Rundreise

von 10.05.1996 bis 29.05.1996

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5. Tag: Isfahan - prachtvollste Moscheen des Orients

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Noch eine Brücke

Pol-e Khadju

Eine Wasserpfeife an der Pol-e Khadju Brücke
Pol-e Khadju Brücke

Im Morgenlicht bestaunten wir die Pol-e Khadju, die schönste Brücke Isfahans aus dem Jahr 1650. Mit vielen Bögen und Nischen un Arkaden überspannt sie den Zayanderud. Pol-e KhadjuIn der Mitte der Brücke befindet sich eine Loge mit schönen malereien. Hier fanden die Herrscher der damaligen Zeit ein kühles Plätzchen in der heißen Jahreszeit. Die Brücke war gleichzeitig ein Schleusensystem, mit dem der Fluß aufgestaut werden konnte um so die Bewäserung in der trockenen Jahreszeit weiterzuführen. Auf der Brücke gibt es einige Teehäuser, in denen man am Flußufer gemütlich Tee trinken und eine Wasserpfeife geniesen kann.

Der Königsplatz und Chehel Sotun

Chehel Sotun, der 40-Säulen-Palast
Chehel Sotun

Nach dem Genuß der kühlen Morgenluft am Fluß führen wir wieder in die historische Altstadt. Ausgangspunkt war der Königsplatz (Meydan-e Emam), der mit 512x160m einer der größten umbauten Plätze der Welt ist. Der Platz wird auch in Buch 'Der Medicus' beschrieben, dort findet der Langstreckenlauf statt und es wurde Polo gespielt. Rund um den Platz sind die wichtigsten Sehenswürdigkeiten leicht zu erreichen. Wir gehen aber erst durch ein Tor an der Südwestseite aus dem Platz hinaus. Nach einem kurzen Stück Weg erreichten wir den Chehel Sotun Garten mit dem 'Chehel Sotun', dem 40-Säulen-Palast. Eigentlich hat das Bauwerk nur 20 Säulen, aber durch die Spiegelung im Teich davor werden es eben 40. Gebaut wurde es 1647 von Shah Abbas II.

Chehel Sotun, der Eingang
Chehel Sotun, der Eingang

Der Eingangsbereich ist gleichzeitig Thronsaal, der vergoldet und in der Decke mit aufwendigen Spiegelmosaiken verziert ist. Hier hat der Herrscher die Botschafter empfangen. Im Inneren befindet sich ein großer Festsaal, der heute als Museum dient.Es sind sehr schöne Gemälde aus verschiedenen Epochen zu bewundern. Was von der gesamten Anlage nicht bei der Eroberungen der Afgahnen vernichtet wurde, fiel zum Teil dem Zahn der Zeit zum Opfer.

Der Ali Qapu Palast

Ali Qapu Palast (Hohe Pforte)
Ali Qapu Palast

Zurück zum Meydan-e Emam besuchten wir einen zweiten Palast, den Ali Qapu Palast (Hohe Pforte). Es ist der repräsentative Zugang zur Palastanlage, die sich von hier nach Südwesten erstreckte. Der fünfstöckige Palast wurde von den Timuriden erbaut und unter Shah Abbas Ende des 16. Jahrhunderts zum Regierungssitz umgebaut. Im Palast gibt es sogar kleine Kamine für den Winter. Reza Abbasi, ein gefeierter Miniaturmaler der Safaviden verzierte die Wände mit schönen Malereien. Auf der Terasse des Palastes konnte man bei angenehmen Temperaturen das Geschehen auf dem großen Platz verfolgen. Im Hauptsaal kann man eine besondere Art der Wandverzierung bewundern. In einigem Abstand vor der eigentlichen Wand wurde eine zusätzliche Gipsverschalung angebracht, aus der Teile ausgeschnitten wurden. Dadurch ergeben sich viele kleine Nischen, die wie Flaschen geformt sind. Darin standen wahrscheinlich Flacons und andere Glas- oder Metallgefäße. Zusätzlich wirkten die Nischen wie ein akkustischer Verstärker, warum der Raum auch Musikzimmer genannt wird.

Sheikh Lotfollah Moschee

Sheik Lotfollah Moschee
Sheik Lotfollah Moschee

Gegenüber vom Ali Qapu steht die Masjed-e Sheikh Lotfollah. Diese Moschee ist außergewöhnlich durch ihre feinen Keramik-Einlegearbeiten und die ungewöhnliche Farbgebung. Es ist die Privatmoschee des Baumeisters Mohammed Reza ibn Ostad Hossein Isfaháni, wurde 1603 gebaut und ist nach einem religiösen Führer aus dem Libanon benannt, der hier begraben liegt. Die Moschee besitzt werden Garten noch Minarette, die Kuppel ist 32m hoch und cremefarben mit Einlegearbeiten in Blumen und Arabeskenmustern. Je nach Tageslicht erscheint sie in anderen Farben.

Sheik Lotfollah Moschee
Sheik Lotfollah Moschee

Das Innere ist ebenso prächtig ausgestattet. Beachtenswert ist hier, wie bei allen Moscheen, daß die Verzierungen nicht aufgemalt wurden, sondern aus vielen kleinen Fliesenteilen zusammengesetzt wird, ähnlich den Intarsienarbeiten aus Holz.

Imam Moschee

Imam Moschee
Imam Moschee

Am südöstlichen Ende des Platzes steht die riesige Masjed-e Shah, heute Masjed-e Imam. Sie ist ein Meisterstück islamischer Baukunst und wurde zwischen 1612 und 1630 unter Baumeister Ali Akbar Isfaháni erbaut. Die herrlichen Mosaike gehören zu den schönsten im Iran. Das besondere an der Moschee ist der um 45° versetzte Eingang mit den 48m hohen Minaretten. Die Drehung ergibt sich daraus, daß der Platz in Nord-Süd Richtung ausgerichtet ist, die Moschee aber nach Süden Richtung Mekka.

Durch den wunderbaren 26 m hohen Ewan, eine symbolische Nachbildung von Stalagtiten einer Höhle in der sich Mohamed aufgehalten hat, die man am Eingang jeder Moschee findet, gelangt man in den riesigen Innenhof mit dem rechteckigen Wasserbecken in der Mitte. Die 54m hohe Gebetshalle wurde gerade renoviert und so hatten wir die einmalige Möglichkeit zu sehen, wie die Keramikeinlegearbeiten gemacht werden. Zuerst wird ein Negativ-Abbild der Kuppel auf dem Boden hergestellt. Nicht die ganze Kuppel, sondern nur ein Segment, ähnlich einer Stoffbahn eines Balloons. Damit erhält man die Biegung der Kuppel.

Imam Moschee
Imam Moschee

Die einzelnen kleinen Fliesenteile werden nach Vorlage aus größeren Platten exakt herausgearbeitet und erst einmal trocken zusammengesetzt. Wenn alles paßt werden sie mit der Farbseite nach unten in die Negativ-Form gelegt und mit Gips bestichen, daß die einzelnen Teile nicht mehr auseinanderfallen. Ist so ein Segment der Kuppel vollständig, wird dieses wieder in mehrere Einzelteile zerlegt, die transpotierbar sind, schließlich muß der Arbeiter in luftiger Höhe ohne größere technische Hilfsmittel arbeiten. Die einzelnen Teile werden auf die Kuppel hinauf transportiert und dort an der Kuppel befestigt. Ich muß es hier nochmals betonen, die Bauwerke sind nicht bemalt, sondern aus tausenden von Einzelteilen wie ein Mosaik zusammengesetzt. Die Handwerker sitzen mit eigentlich viel zu großen Hämmern da uns schlagen von größeren glasierten Fliesen kleine Teile ab, die dann noch passgenau mit eben diesen großen Hämmern bearbeitet werden.

Es ist erstaunlich, mit wieviel Gefühl die Steinmetze dies tun. Einer ließ es mich versuchen, aber schon beim ersten zögerlichen Schlag war die Fliese im Eimer. Im Falle der Imam-Moschee wurden 18.000.000 Ziegel und 500.000 Fayencekacheln verbaut. Die Reiseführer sprechen von einem der imposantesten Bauwerke der Welt. Rechts und links von der Gebetshalle schließen sich die Wintergebetssäale an. Ein siebenfaches Echo kann man hören, wenn man auf den schwarzen Pflastersteinen des östlichen Innenhofes steht, man muß nur kräftig aufstampfen.
Die restliche Zeit nutzten wir für einen ausgedehnten Spaziergang durch die Gassen der Altstadt.

Eine Straßenbekanntschaft

Eine alte Türe in Isfahan
Alte Türe

Nach dem Abendessen spazierten wir in ein relativ modernes Wohngebiet. An der einzigen Zufahrtsstraße war ein Wachhäuschen mit Schlagbaum, das aber nicht besetzt war. Es wurde bereits dunkel und wir standen am Rand des Wohngebietes an einem Zaun, durch den immer wieder Menschen kamen und beratschlagten, wo wir hingehen sollten. Da kam ein Mann und fragte mit Gesten ob wir durch den Zaun wollten. Als wir verneinten kam er durch und begann ein Gespräch. Ernst und der Fremde unterhielten sich in französisch, das ich nicht verstand. Damit ich auch mitreden konnte, wechselten sie zu Englisch. Nach kurzer Zeit lud uns der Mann zum Tee in sein Haus ein. Obwohl es uns Anfangs unangenehm war, willigten wir ein und gingen mit. Am Eingang seines Hauses sprach er mit seiner Frau über die Türsprechanlage. Durch einen kleinen Garten ging es zu Eingang. Wir zogen die Schuhe aus, wie es üblich war, und ich war völlig baff, als ich das Innere des Hauses betrat.

Es war sehr vornehm eingerichtet, mit persischen Möbeln im englischen Stil. Wir nahmen im Wohnzimmer Platz und die Hausherrin bot uns Tee und Gebäck an. Während des Gespräches stellte sich heraus, daß der Herr Professor an der Universität Isfahán ist. Wir sprachen über alles Mögliche, klammerten aber die Politik aus, da wir nicht wußten wir Herr Tabari reagieren würde. Kurze Zeit später klingelte es und ein weiterer Mann kam herein. Ein typischer Perser, wie man ihn sich vorstellt. Zu unserer Überraschung begrüßte er uns in ausgezeichnetem Deutsch. Er studierte und arbeitete viele Jahre an der Universität in Heidelberg und kehrte ins Land zurück, nachdem die Mullahs die Regierung übernahmen. Obwohl er auch einige schlechte Erfahrungen mit den Mullahs gemacht hatte, sagte er trotzdem, daß er in jedem Fall im Land bleiben würde, da er es wichtig finde, gerade mit seiner Ausbildung am Fortschritt mitzuarbeiten. Im übrigen wollte er am nächsten Wochenende heiraten und wir wären herzlich dazu eingeladen. Der Abend war hochinteresant und vergnüglich. Kurz vor Mitternacht verabschiedeten wir uns uns gingen zurück zum Bus.

Wieder einmal war alles ganz anders als ich es in Deutschland gehört hatte. Egal, ob wir auf der Straße unterwegs waren, oder wie hier sogar eingeladen wurden, die Menschen sind ausgesprochen freundlich und möchten Kontakte knüpfen.

Ein angenehmes Reiseland.