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Große Persien-Rundreise

von 10.05.1996 bis 29.05.1996

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4. Tag: Isfahan - Perle in der Wüste

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Isfahan - Geschichte und Daten

Kinder in einer Wohnsiedlung in Isfahan
Kinder in Isfahan

Isfahan ist die Hauptstadt der gleichnahmigen Provinz. Es ist eine Oasenstadt an den östlichen Hängen des Zagrosgebirge und liegt auf ca. 1.570 m Höhe. Die Temperaturen liegen zwischen 0° und 14° im Winter und etwa 27° im Sommer. Rund um die Stadt gibt es viele Baumwollfelder und Textilindustrie.

Gegründet wurde Isfahan etwa im 4-5 Jahrhundert v. Chr. in der Zeit der Achämeniden. Während der Regierungszeit der Parther war Isfahan Hauptstadt, zur Zeit der Sassaniden Heerlager. Viele Juden haben sich ca. 400 v. Chr. im Stadtteil Yahudiye angesiedelt, da die Frau von König Yazdsgred I. Jüdin war. 1047 wurde die Stadt von den Seldschuken erobert und erlebte danach ihre Blütezeit. 1397 Eroberung durch Timur-e Leng (Tamerlan), der 70.000 - 200.000 Einwohner abgeschlachtet haben und deren Köpfe zu minaretthohen Türmen aufgeschichtet haben soll.

1598 verlegte Shah Abbas I. dorthin die Hauptstadt. Die Einwohnerzahl stieg in nur 20 Jahren von 60.000 auf 600.000. 162 Moscheen, 48 Schulen, 1802 Karawansereien wurden damals gezählt. Daher auch der Auspruch "Isfahan ist die Hälfte der Welt". 1722 Eroberung durch die Afghanen, die die Stadt in Schutt und Ache legten. In letzter Zeit gewinnt Isfahan wieder an Bedeutung, auch für den Tourismus, da hier sehr schöne Baudenkmäler zu bewundern sind. Heute hat die Stadt etwa 662.000 Einwohner und ist unter anderem ein Zentrum für Kunsthandwerk und Teppiche.

Im Armenierviertel

Wandmalerei in der Vank Kathedrale
Wandmalerei

In aller Frühe aufstehen. Wie immer, duschen im Hotelzimmer, hatte sich ganz gut eingespielt, es wollen nicht mehr alle auf einmal in die Dusche und Frühstücken. Dann Abfahrt in die Stadt. Als erstes besuchen wir das Armenierviertel Djolfa und die christliche Vank-Kathedrale in einer Seitenstraße der Khiaban-e Nazar. Etwa 50.000 Armenier wurden von Shah Abbas 1605 ins Land geholt und bilden seither eine kleine Gemeinde in ansonsten moslemischen Isfahan.

Glockenturm der Vank Kathedrale
Glockenturm

Die Kirche wurde im Jahren 1655-1664 erbaut. Während der Regierung von Shah Abbas I. wurden die Armenier von der Stadt Jolfa in Aserbaidschan in diesen Stadtteil umgesiedelt. Die Kirche ist in persisch-armenischem Stil erbaut und ist im Inneren mit schönen Ikonen und Fresken byzantinischen, persischem und westeuropäischem Stil ausgeschmückt. Sie stellen die Geschichten des alten und neuen Testaments dar. Das kleine Museum gegenüber der Kirche enthält eine feine Sammlung armenischer Kultgegenstände und Bücher. Besonderer Höhepunkt ist eine Federzeichnung Rembrands, die Abraham darstellt.

Brücken und Moscheen

Glockenturm der Vank Kathedrale
Glockenturm

Weiter ging es zur 'Si-o-se pol', die 33-Bogen-Brücke. Diese Brücke wurde unter Shah Abbas I. im Jahre 1602 von seinem General Allaverdi Khan gebaut. Die Brücke ist 14m breit, 300m lang und führt über den Zayanderud Fluß. Nach einem Spaziergang über die Brücke im kühlenden Wind des Flusses, ging es weiter in den historischen Stadtkern.

Die Masjed-e Jom´e (Jami Moschee oder Freitagsmoschee) am am nordöstlichen Ende des Basars wurde ca 700 n.Chr. erbaut. Auf einer Grundfläche von 125x85 m treffen durch laufende Umbauten islamische und persische Baukunst zusammen. Der Hauptgebetsraum aus der Zeit der Abbasiden bzw. Bujiden wird von 306 Säulen gestützt.

Mihrab, Gebetsnische
Mihrab, Gebetsnische

Beachtenswert ist ein Mihrab aus feinster Stuckarbeit mit Kufi-Inschriften, den Oljailu 1310 erbauen lies. Es ist schon erstaunlich, über welche Fähigkeiten die damaligen Handwerker verfügten, wenn man es mit der Kunstfertigkeit heutiger vergleicht.

Ein ausgibiges Mittagessen gab es im Abbasi-Hotel, das früher einmal ein große Karawanserei war und in dem heute ein Doppelzimmer für $140 zu haben ist, mit allem Komfort versteht sich. Alleine der Innenhof des Hotels wurde zu einem wunderschönen Garten mit erfrischenden Springbrunnen und schattigen Ecken umgebaut. Der Tee nach dem Mittagessen schmeckte uns in dieser Umgebung besonders gut.

Im Qaysarieh-Basar Isfahan
Im Qaysarieh-Basar

Der große Qaysarieh-Basar

Natürlich statteten wir auch dem großen Qaysarieh-Basar einen Besuch ab. Der liegt am nordwestlichen Ende des Königsplatzes, zumindest ist da der Hauptteil. Eigentlich verläuft der ganze Basar rund um den Platz unter den Arkaden und dann weiter in westlicher Richtung. Der Basar ist riesig, im Prinzip ein eigenes Stadtviertel. Wie das eben bei Reisegruppen so üblich ist, mußten wir uns in einem Tepichladen die gesamte Kollektion vorführen lassen. Es waren wirklich ausgesprochen schöne Stücke darunter, aber was sollte ich mit einem Teppich. Sogleich nach der Präsentation und noch bevor die großen Verkaufsverhandlungen begonnen hatten, seilten wir uns ab.

Den Basar, den wir hier vorfanden, ist noch so ursprünglich wie seit Generationen, nur die Produkte sind eben moderner geworden. Auch hier waren die Basari überraschenderweise sehr freundlich aber keineswegs aufdringlich. Eine angenehme Erfahrung, im Vergleich zu anderen orientalischen Ländern. Gleich nach 50 m war da ein winziger Laden mit herrlichen Miniaturen. Das ist eine Spezialität der Isfahani, bei der sehr fein, teilweise nur mit einem einzigen Pinselhaar, gemalt wird. Nach einem kurzen Gespräch über dies und das, eröffnete mir der Verkäufer, daß eine der Iranischen Briefmarken von ihm gemalt wurde und er zeigte mir viele seiner prächtigen Stücke. Natürlich malte er auf echten Knochen, was er mir sofort vorführte, indem er ein Bild mit dem Feuerzeug anzünden wollte. Knochen brennt aber nicht, im Vergleich zum üblichen Plastikzeug, das man auf türkischen Basaren bekommt. Gleich zu Anfang hatte ich ein kleines Bild gesehen, das ich gerne gekauft hätte. Natürlich erklärte er mir, daß gerade dieses Bild eines seiner besten sei und nach einigem hin und her kaufte ich es für $30,-. Wie eine Miniatur entsteht, konnten wir in einem weiteren Laden bewundern. Der Künstler, dessen Ausbildung mehrere Jahre dauert, führte uns die Technik freundlicherweise vor. Die Pinsel für die feinsten Linien sind teilweise nur ein einziges Haar stark. Wie die Leute ohne Lupe solche schönen Bilder zustande bringen ist mir schleierhaft.

Rahmenmacher von Isfahan
Rahmenmacher

Ein Stück weiter besuchten wir den Laden eines Rahmenmachers. Die bunten Rahmen für die Miniaturen sind ausserordentlich kompliziert in der Herstellung. Zunächst werden dünne Stäbe aus verschiedenen Materialien und Farben gebündelt, wobei immer ein bestimmtes gleichmäßiges Muster erzielt werden muss. Bei der Menge von Stäben keine leichte Aufgabe. Ist das Muster endlich zusammengestellt, wird das Ganze verklebt. Anschließend werden die Bündel mit einer Säge in dünne Scheiben geschnitten. Diese Scheiben werden nun nebeneinander gelegt, um wieder ein Muster zu erzeugen. Den genauen Vorgang zu beschreiben, wäre zu aufwendig. Zuletzt wird dar Rahmen geschliffen und mit einer Lackschicht überzogen. Rahmen, die mit dieser Technik erzeugt werden, sind mittlerweile auf in anderen Ländern und Städten ausserhalb von Persien verkauft, z.B. fanden wir sie in Istanbul.

In diesem Basar gab es bis auf unsere Gruppe keine Touristen, hierher kommen die Einheimischen und kaufen alles was sie für den Haushalt brauchen. Der Basar ist in mehrere Bereiche eingeteilt, da gibt es eine Küchenabteilung, in der vom Spüli bis zum Kühlschrank alles zu haben ist. Dann ist da die Metallwarenabteilung, hier kann man Messing- und Kupferwaren kaufen und wer´s braucht, auch eine Teekanne mit 2m Höhe oder einen Kochtopf mit 2,50 m Durchmesser (die werden tatsächlich gebraucht, beim Aschurah-Fest).

Am Ende sind wir dann noch bei einem Laden angekommen, wo wir uns mit Reisemitbringseln eingedeckt haben. Ein paar Miniaturen, natürlich die billigen zum Verschenken, Silberdöschen, Bilderrahmen und was man sonst noch so braucht.

Wir konnten in den kleinen Handwerksbetrieben noch so manche Entdeckung machen und sahen, wie kompliziert und aufwendig die Herstellung der typischen Bilderrahmen ist, oder wie die riesigen Töpfe für das Aschurah-Fest hergestellt werden.

Abends am Meydan-e Emam
Rahmenmacher

Abends am Meydan-e Emam

Am Abend fuhren wir mit einem Taxi nochmal allein in die Stadt zum großen Königsplatz, dem Meydan-e Emam. Aber so einfach war das garnicht. Ein Taxi zu bekommen ist nicht schwer, man braucht sich nur an den Straßenrand stellen und schon halten die Autos an. Aber die meisten sind garkeine echten Taxis, das sind Privatleute, die andere gegen kleine Bezahlung mitnehmen, um so das Benzingeld zu verdienen. Und wir erwischen zufällig einen, nicht einmal aus Isfahán stammte. Es war ein junger Student aus Teheran, der sich auf diese Weise zusätzlich Geld verdiente. Das Auto war in Ordnung, der Fahrstil ging so, aber leider kannte er sich nicht aus. Auf dem Stadtplan zeigten wir ihm wo wir hinwollten und er nickte. Unterwegs fragte er öfters andere Autofahrer an der Ampel wie der richtige Weg sei. Genau wußten wir nicht was er sagte, aber den Namen des Königsplatzes, Meydan-e Emam, hörten wir immer wieder. Plötzlich hielt er an und stieg aus. Als er zurückkam, hatte er drei Zigaretten gekauft (man kann hier Zigaretten einzeln kaufen), die er uns anbot. Als wir dann doch noch ankamen, zahlten wir gern die 35 Rial und ich schenkte ihm dann auch noch ein paar von meinen Zigaretten, weil er wirklich nett war und uns viel Spaß bereitete.

Es war eine wunderbare Stimmung auf dem abendlichen Platz, der schön beleuchtet war. Die einheimischen Familien saßen in den Wiesen und alle hatten ihr Abendessen dabei. Wir wurden von einer Familie eingeladen eine Kleinigkeit mitzuessen. Und da war sie plötzlich, die gute persische Küche, zwar war das Essen sehr einfach, aber im Vergleich zu unseren üblichen Mahlzeiten in den Lokalen wesentlich abwechslungsreicher.

Am Abend beim BusAls wir wieder zurück zum Bus kamen, saßen da noch ein paar Nachtschwärmer. Selbst hier mußten die Damen ihre Kopftücher oder Tschadors tragen, es hätte ja sein können, daß ein Einheimischer zufällig vorbeikommt. Wir gesellten uns dazu und erzählten, was wir eben erlebt hatten. Ein wenige neidisch waren die anderen dann schon, aber es war auch verständlich, daß nicht jeder in einem so fremden Land Abends noch unterwegs sein will.

Ein sehr schöner Abend.