TRAVEL-DREAMS

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Große Persien-Rundreise

von 10.05.1996 bis 29.05.1996

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2. Tag: Teheran - Stadt im Dauerstau

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Kurz nach dem Frühstück wurden wir mit samt Gepäck von einem einheimischen Bus vor dem Hotel abgeholt. Ein 'Reisebegleiter' war auch plötzlich da, der uns von nun an nicht mehr von der Seite weichen würde. Anfangs hegten wir eher Mißtrauen gegenüber Tari, wie unser Freund hieß, aber das legte sich zumindest bei mir relativ schnell, ich hatte guten Kontakt zu ihm. Er tat eben auch seine Arbeit, er war der staatliche 'Aufpasser' und half uns in einigen Situationen auch leichter zu unseren Zielen zu kommen, andererseits hatte er sicher den Auftrag uns zu überwachen. Angeblich konnte er kein Deutsch, aber da war ich mir nicht so sicher und einmal glaubte ich gab er mir auf eine Frage Antwort obwohl ich Deutsch sparch. Aber im Grund war er ebenso nett wie die übrigen Perser, die wir kennenlernen würden.

Die Gesetzessteele von Hamurabi
Die Gesetzessteele von Hamurabi

Weil unser Bus mit Anhänger einfach zu lang war, haben wir die Stadtrundfahrt mit einem einheimischen Gefährt angetreten. Ein Omnibus der Marke Mercedes, was sonst, schließlich gibt es im Iran ein Mercedes-Werk, das in Lizenz Lkw uns Busse baut. Der Bus war zwar ein älteres Modell, aber gut in Schuß. Innen ausgeschmückt mit allerlei Borten und Quasten hatte das Ganze eher was von einem kitschigen Liebesnest als von einem nüchternen Reisebus.

Also ging es los. Es ging los, und wie es los ging. Wir standen nach der ersten Biegung schon im Stau. Wir wußten noch nicht, daß der uns den ganzen Tag verfolgen würde, also nahmen wir es gelassen hin. Immerhin hat Teheran über 12 Millionen Einwohner, da kann ein Verkehrsstau ja mal vorkommen.

Das iranische Nationalmuseum

Als erstes besuchten wir das archäologischen Teil des iranischen Nationalmuseum, in dem die Geschichte des Landes bis zur Einführung des Islam dargestellt ist. Es wurde bereits 1937 eröffnet, hieß früher Muzeh Iran-e Bastan und ist an der Khiaban-e Shahid Yardjani Straße. Hier hatten wir das erste mal Kontakt mit den Herrschern, von denen wir auf unserer Fahrt noch oft hörten. Leider war der zweite Teil des Museums, die Islamische Geschichte geschlossen, da dieser komplett neu gestaltet wurde. Aber auch die vorislamische Geschichte ist

Achämenidisches Säulenkapitell
Achämenidisches Säulenkapitell
sehr interessant. Zum ersten mal sah ich Hundestatue aus Persepolisdie Reliefs live, die man ansonsten nur aus Geschichtsbüchern kennt. Da waren Keilschriften mit den Namen von Xerxes, Darius und anderen Größen, die nicht nur Persien beherrschten, sondern auch wesentlichen Einfluß auf die westliche Geschichte hatten. Die Gebrauchsgegenstände sind erstaunlich fein gearbeitet, obwohl die Gerätschaften zum Teil schon über 2000 Jahre auf dem Buckel haben. Die Führung wurde von einem deutschsprachigen Iraner gemacht, der zum einen sehr gut Deutsch konnte und zum anderen die Geschichte leicht verständlich vermittelte. Das Alter der ausgestellten Gegenstände reicht von der Mittleren Steinzeit bis zum Beginn der isalmischen Zeit. Unter anderem ist auch ein Abguß der Gesetzesstele von Hamurabi zu sehen.

Das Teppichmuseum

Auf dem Weg zum Teppich Museum kamen wir an einer großen Behörde vorbei. Dort saßen auf der Gartenmauer Männer mit Schreibmaschinen, die ihre Dienste anboten. Im Iran gibt es immernoch Analphabethen und Menschen, die sich keine Schreibmaschine leisten können, bzw. sich bei der Formulierung von Behördenschreiben schwer tun (wie bei uns auch) und die nutzen gerne die angebotenen Schreibdienste.

Im TeppichMuseum wurde uns sehr detailiert erklärt, was einen guten von einem schlechten Teppich unterscheidet. Bei den dort ausgestellten Exemplaren konnte sogar ich als blutiger Laie den Unterschied erkennen. Unter den Teppichen war auch einer aus dem 5. Jahrhundert vor Christus, der mit 3.600 Knoten pro cm² erstaunlich perfekt geknüpft ist.

Borj-e Azadi Monument
Borj-e Azadi Monument

Das Mittagessen

So, genug gesehen, jetzt gibt es erst einmal Mittagessen. In einem Kellerlokal wurden wir freundlich begrüßt und man zählte uns die Menüs auf. Das Menü beinhaltet immer Joghurt mit Zwiebeln (sehr erfrischend), Hauptspeise, Nachspeicse (meistens Obst) und ein alkoholfreies Getränk (Coca Cola in Lizenz). Als Hauptspeise gab es Horesch (eine Art Pichelsteiner Eintopf mit Rindfleisch), Celo-Kebab (Lammspieße mit Reis und Grilltomate, ohne Soße) und Chicken-Kebab. Übergigen habe ich keine Ahnung, ob die Gerichte wirklich so heißen, wir haben es zumindest so verstanden. Das hörte sich ja gut an, zu dem Zeitpunkt wußten wir noch nicht, daß uns diese drei Gerichte auf der ganzen Reise verfolgen würden. Von Bekannten, der mit einer Iranerin verheiratet ist, wußte ich, daß die Persische Küche sehr abwechlungsreich und ganz hervorragend ist. Aber so wird nur zu Hause gekocht, in Lokalen, die meist eher Garküchen gleichen gibt es bis auf wenige Ausnahmen nur diese drei Gerichte. Ich aß den Lammspieß, der mir sehr gut schmeckte. Weil keine Soße dabei ist, war das ganze ziemlich trocken, bis ich auf die Idee kam, die Grilltomate auszudrücken und mit dem Saft den Reis zu befeuchten. Das hat ganz gut geklappt.

Borj-e Azadi Monument

Am Nachmittag war dann das Freiheitsdenkmal Borj-e Azadi dran, daß unter dem lezten Shah anläßlich der 2500 Jahrfeier gebaut wurde. Das Monument ist 45m hoch und wurde aus etwa 25.000 Steinblöcken erstellt. Der Bogen in der Mitte ist 21 m hoch. Die 286 Stufen bis zum Dach sparten wir uns aber. Dort hatte ich auch erstmals direkten Kontakt zu Einheimischen und alle Vorurteile mußte ich revidieren. Die Leute sind ausgesprochen freundlich.

Niyavaran-Palast

Den Golestan-Palast des Shah konnten wir nicht besichtigen, der wurde gerade renoviert. Dafür besuchten wir den Niyavaran-Palast, der vom letzten Shah 1969 erbaut wurde. Der recht moderne Palast enthält ein Privatkino, Konferenz Räume und einen Hubschrauber Landeplatz. Zu sehen sind hier auch die Privatgemächer der Shahfamilie und das Arbeitszimmer von Farah. Vor dem Eingang zum Palastgarten steht ein qadjarischer Gartenpavillon, der einmal vom letzten persischen Kronprinzen bewohnt war. Fotographieren war hier leider verboten.

Das Rotel-Camp außerhalb von Teheran
Das Rotel-Camp außerhalb
von Teheran

Die erste Nacht im Rotel-Bus

Am Abend kamen wir dann zu unseren Rotel-Bus. Der Stand in einem Bauernhof am Stadtrand, der für Rotel angemietet wurde. Es gab Duschen und WC (Stehklo) ohne Papier, aber dafür mit Wasserschlauch zu spülen (gewöhnungsbedürftig), aber ich hatte ja Papier aus Deutschland mitgebracht.

Die erste Nacht in der Schlafkoje verlief ruhig, ich schlief bestens. Am nächsten Morgen Abfahrt nach Qom.